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Finstral
Das Ziel, das Finstral anpeilt, ist die CO2-Neutralität bis 2030 zu erreichen. Dabei ist man bereits auf einem guten Weg. Die beiden wichtigsten Säulen sind eine konsequente Kreislaufwirtschaft und das Einsparen von Energie. Wie beides bei Finstral umgesetzt wird, haben wir Katrien Romagnoli, Abteilungsleiterin für Umwelt und Energie, gefragt.
Frau Romagnoli, wo startet das ehrgeizige Ziel, bis 2030 CO2-neutral zu werden?
Katrien Romagnoli: 2021 haben wir zum ersten Mal die CO2-Emissionen des Energieverbrauchs von Finstral für die italienischen Werke berechnet und es hat sich gezeigt, dass wir sie in weniger als zehn Jahren bereits um mehr als 70 Prozent reduziert hatten – durch Investitionen in Energieeffizienz und Photovoltaikanlagen. Dass sich solche Investitionen auszahlen, hat sich bei den Strompreiserhöhungen 2023 gezeigt. Dazu kommt die Überzeugung, dass ein Unternehmen eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft hat und seinen Teil beitragen muss, wenn es um den Klimawandel geht.
Und wie kann man sich den Weg in die CO2-Neutralität in der Praxis vorstellen?
Vor 2021 sind wir den Weg eher unbewusst gegangen, danach hat man sich Schritt für Schritt die Emissionen der gesamten Finstral-Gruppe angeschaut. Alles, was in den italienischen Werken einfach funktioniert hat, ist von den anderen übernommen worden. Übrig bleibt der Gasverbrauch für die Gebäudeheizung und der Transport. Beides ist nicht einfach zu reduzieren, aber seit 2021 sind die Emissionen noch einmal um fast 50 Prozent gesenkt worden. Im Fernverkehr setzen wir auf Biodiesel als Brückentechnologie, unsere Personalbusse werden alle durch eine elektrische Alternative ersetzt.
Welche Rolle in Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie spielt die Kreislaufwirtschaft?
Eine große: Die meisten CO2-Emissionen, die Finstral verursacht, kaufen wir mit vier Materialien ein: Glas, Aluminium, Stahl und PVC. Glücklicherweise sind diese Materialien sehr gut recycelbar. Finstral ist da in einer sehr interessanten Position, weil wir sowohl mit den Lieferanten der Grundmaterialien als auch mit den Endkundinnen und Endkunden, die Altfenster haben, in Kontakt stehen.
Finstral ist vor allem für seine Kunststofffenster bekannt. Wie kann ein solches Fenster CO2-neutral produziert werden und Teil der Kreislaufwirtschaft werden?
Ein Fenster besteht hauptsächlich aus Glas, gefolgt von PVC, Aluminium und Stahl. Alle diese Materialien eignen sich bestens für das Recycling. Ein Beispiel: Recyceltes Aluminium hat nur noch 0,5 Prozent der Emissionen von Neualuminium. Und PVC-Fensterprofile, die heute unsere Fabriken verlassen, lassen sich nach dem Lebenszyklus komplett wieder in die Kreislaufwirtschaft integrieren. Außerdem haben PVC-Fenster eine doppelt so lange Lebensdauer wie andere.
Und was können andere Unternehmen vom Beispiel Finstral lernen?
CO2-Reduktion und Wirtschaftlichkeit gehen oft Hand in Hand, wenn an der Energie- und Materialeffizienz gearbeitet wird. Zudem gibt es CO2-arme Alternativen, die heute schon bezahlbar sind, etwa Ökostromzertifikate oder Biodiesel für LKWs. Danach muss man sich strategisch überlegen, welche weiteren Schritte mit welchem Mehraufwand zu gehen sind. Jedes Unternehmen wird hier andere Prioritäten und Möglichkeiten haben, aber man sollte es einfach machen und nicht zu viel diskutieren.
Kurzbiografie
Katrien Romagnoli hat einen Abschluss in Bioscience Engineering (MSc.) und ist Abteilungsleiterin für Umwelt und Energie beim Unternehmen Finstral. Aufgewachsen ist sie in Belgien und lebt seit sechs Jahren in Südtirol.
Finstral ist einer der führenden Hersteller von Fenstern, Türen und Glaswänden Europas. Heute gehören zum Familienbetrieb 14 Produktionswerke, 29 Studios und rund 1.600 Mitarbeiter/innen. Das Unternehmen ist in 15 Ländern vertreten.