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Wirtschaftsbarometer Handel
Die Unternehmerinnen und Unternehmer des Südtiroler Handels revidieren ihre Rentabilitätsprognosen für das laufende Jahr nach unten. Insbesondere im Einzelhandel ist ein deutlicher Rückgang des Geschäftsklimas zu verzeichnen, der teilweise auf die geringere Kaufbereitschaft der Touristen zurückzuführen ist. Der Bereich Verkauf und Reparatur von Fahrzeugen verzeichnet auch im heurigen Jahr einen Rückgang bei Umsatz und Investitionen, während im Großhandel starke Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen zu beobachten sind. Dies geht aus der Sommererhebung des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.
Das Geschäftsklima im Südtiroler Großhandel bleibt insgesamt positiv: Fast neun von zehn Unternehmen geben an, mit der Ertragslage im Jahr 2025 zufrieden zu sein. Der Umsatz dürfte auf allen Absatzmärkten leicht steigen, auch dank höherer Verkaufspreise. Allerdings gibt es starke Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen: Im Maschinengroßhandel und in der Einrichtungssparte rechnen die Unternehmen fast immer mit einem zumindest befriedigenden und oft guten Geschäftsergebnis. Auch in den Bereichen der Lebensmittel, der Bekleidung und der Baustoffe sind die Einschätzungen überwiegend positiv. Im Gegensatz dazu beklagen ein Fünftel der Handelsvermittler und ein Viertel der Großhändler für Haushaltsgeräte und Elektronik eine unbefriedigende Rentabilität.
Im Einzelhandel ist eine allgemeine Eintrübung des Geschäftsklimas zu beobachten, wobei fast jedes fünfte Unternehmen heuer ein unbefriedigendes Betriebsergebnis erwartet. Die Unternehmen beklagen einen Rückgang des Umsatzes mit italienischen und ausländischen Touristen sowie eine allgemeine Verschlechterung der Rahmenbedingungen. Auf Ebene der einzelnen Branchen sind die größten Schwierigkeiten im Bereich Möbel und Haushaltswaren sowie im Wanderhandel zu verzeichnen, wo etwa ein Viertel der Unternehmen eine unbefriedigende Rentabilität beklagt. Am optimistischsten sind hingegen die Betreiber von Apotheken und Drogerien.
Der Bereich Handel und Reparatur von Fahrzeugen erwartet trotz erneut gestiegener Verkaufspreise einen Umsatzrückgang. Das Umfeld bleibt schwierig, vor allem aufgrund der zunehmenden Betriebskosten und der Verschlechterung der Zahlungsmoral der Kunden. Auch die Investitionen gehen weiter zurück, insbesondere in Gebäude. Die Ertragslage wird in 87 Prozent der Fälle befriedigend ausfallen.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, weist darauf hin: „Kleinere Einzelhandelsunternehmen müssen unterstützt werden, damit sie sich gegen die Konkurrenz von großen Handelsketten und Online-Händlern weiterhin behaupten können. Denn sie spielen eine wichtige Rolle für die Lebensqualität im ländlichen Raum. Die Digitalisierung bietet auch diesen Unternehmen die Möglichkeit, ihren Kundenstamm zu vergrößern und ihre Sichtbarkeit auf dem Markt zu verbessern.“
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Elena Messina Bonaldi, Präsidentin Confesercenti Südtirol
„Diese Saison, die von Hitzewellen und langen Schlechtwetterphasen geprägt ist, beeinträchtigt den Handel auf öffentlichen Flächen, der derzeit eine schwierige Phase durchläuft. Hinzu kommt der Rückgang der Touristen aus dem deutschsprachigen Raum, die normalerweise sehr gute Kunden für unsere Geschäfte sind. Derzeit kaufen die ,neuen Touristen‘ andere Waren als die traditionellen Bekleidungs- und Schuhartikel.“
Philipp Moser, Präsident Wirtschaftsverband hds
„Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt – im benachbarten Ausland zeigt sich eine deutliche Eintrübung, die auch Südtirol und die Kaufkraft der Gäste erreicht. Der Einzelhandel kämpft zusätzlich mit unlauterer Online-Konkurrenz. Stationäre Geschäfte sichern Lebensqualität und beleben unsere Ortskerne. Deshalb braucht es gezielte Unterstützung durch Politik und Gemeinden, um kleine Betriebe zu fördern.“